Freitag, 26. November 2010

Rollt die Bahn denn nun vom Abstellgleis?

Für den 19.11.2010 hatten die CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Lämmel und Arnold Vaatz Bahnchef Grube nach Dresden eingeladen, um die Bahnsituation in Dresden zu diskutieren.

Überrascht vom großen Interesse der Dresdner - normalerweise folgen den Einladungen der Abgeordneten 50, maximal 100 Gäste - wurde die Veranstaltung zuerst in einen größeren Raum verlegt. Auch dieser war dicht gedrängt gefüllt, einige gingen gleich wieder, viele mussten stehen; eben wie bei einer Zugfahrt an einem schönen Sommerwochenende. Entsprechend verzögerte sich der Beginn; auch das ein nicht unbekanntes Szenario für Bahnfahrer.


Nach einem kurzen biografischen Abriss über den Bahnchef durch Arnold Vaatz, hielt Dr. Grube einen Vortrag über technische Aspekte, Vergangenheit und Zukunft, sein Spitzenpersonal und viele weitere Details der Deutschen Bahn. Insgesamt waren nach dem verspäteten Start noch 1,5 Stunden Zeit, denn der nächste Termin für Grube (in Stuttgart) war bereits fest eingeplant. Die Gemüter wurden während dem gut einstündigen Vortrag immer aufgeheizter: man hatte eine Diskussion erwartet, wollte Fragen stellen, erwartete Antworten - nicht jedoch einen Exkurs in den Bahnalltag.


Es blieb also eine knappe halbe Stunde für Fragen, die gesammelt und dann im Paket beantwortet wurden. Mit einem offenen Brief waren wir gut vorbereitet - zu gut, denn Vorlesen erlaubte die Zeit nicht. Mit etwas Geschick konnte Romy Pötschke unser Anliegen knapp zusammengefasst an Dr. Grube richten: wie kommen Rollstuhlfahrer mit der Bahn überhaupt nach Berlin?


Die Antwort war verblüffend einfach - und dementsprechend unbrauchbar! Natürlich wurde betont, dass alles unternommen werde, um das Reisen mit der Bahn für mobilitätseingeschränkte Passagiere so einfach wie möglich zu machen. Grube berichtete über seine quartalsweisen Termine, bei denen während einer Zugfahrt Probleme mit Fahrgästen besprochen werden. Offenbar finden diese jedoch nicht zwischen Dresden und Berlin statt, denn Rollstuhlfahrer würde man schlichtweg ausladen müssen - fast alle EC-/IC-Verbindungen haben einfach keinen entsprechenden Stellplatz. Als Lösung wurde daher angebracht: der ICX - ein neues Zugmodell. Der Haken: dieser Zug wird frühestens 2015 rollen, wahrscheinlicher sind größere Stückzahlen aber wohl erst für 2020 oder 2025. Die Zukunft beginnt bei der Bahn also erst in 10 bis 15 Jahren!

Bereits nach wenigen Fragen verabschiedete sich der Bahnchef - der Flieger nach Stuttgart stand schon bereit. Interessanterweise war auch bei dem Schlichtungsgespräch zu "Stuttgart 21" Barrierefreiheit eine wichtige Rolle, wie die kobinet-Nachrichten informieren. Weitere Fragen beantwortete der bei der Bahn für Sachsen verantwortliche Artur Stempel.


Die Sächsische Zeitung hat den Abend ebenfalls ausgewertet und schließt mit dem Fazit: "Der Bahnchef will Dresden nicht helfen".

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